07. Februar 2023
Kolumne von Michael Bittner
Es ist die große Klage unserer Tage: In Deutschland gibt es zu viele Ausländer und in Deutschland gibt es zu wenige Ausländer. Jüngst forderte der regierende Bundesroboter Olaf Scholz in einem Interview mit dem Intelligenzblatt „BILD am Sonntag“, die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber müsse beschleunigt werden. Die herrschende Koalition aus SPD, Grünen und FDP hatte zu diesem Zweck ja schon eine „Rückführungsoffensive“ vereinbart, allerdings scheint die Offensive noch nicht zum entscheidenden Durchbruch in der Schlacht gegen die unerwünschten Menschen geführt zu haben. Gleichzeitig verkündete Olaf Scholz im selben Zeitungsgespräch, man werde die legalen Wege zur Einwanderung von „Fachkräften“ ausbauen. Denn an Arbeitskräften mangelt es bekanntlich in der Bundesrepublik. Die Einwohner versäumen es vor lauter Wohlstandsglück seit Jahrzehnten, sich in ökonomisch ausreichendem Maße zu vermehren. Und jetzt finden sich zu wenige Deutsche, die anderen Deutschen die Brötchen backen, die Betten machen und im Alter den Arsch wischen wollen.
Aber mit welcher Blindheit ist die deutsche Politik wieder einmal geschlagen! Sie gibt Milliarden aus, um Fremde an den Grenzen abzuwehren, und sie gibt Milliarden aus, um Fremde aus aller Welt zur Arbeit ins Land zu locken. Die Synergieeffekte, die sich erzielen ließen, wenn man beide Aufgaben in kluger Weise zusammenführte, scheint noch niemand bedacht zu haben. Lassen sich die Flugzeuge, die eigens für Abschiebeflüge nach Afrika und Asien gechartert werden, nicht benutzen, um auf der Rückreise nach Deutschland gleich Krankenschwestern und Grafikdesigner mitzunehmen? Könnten nicht bei Bedarf Flüchtlingsknäste zugleich als Willkommensherbergen für ankommende Fremdarbeiter fungieren? Und abgelehnte Asylbewerber bis zu ihrer Abschiebung den neuen Fachzuwanderern als persönliche Hilfskräfte dienen? Aber das wären nur die ersten Schritte. Wir müssen uns fragen: Was, wenn sich auch unter den illegalen Einwanderern Leute befinden, die als Fachkräfte brauchbar wären? Es ist doch eine unverzeihliche Vergeudung, diese Menschen nicht ökonomisch zu verwerten!
Joachim Stamp, der neue Sonderbeauftragte der Bundesregierung für Migrationsfragen, hat den Vorschlag unterbreitet, Geflüchtete zukünftig im Ausland zu internieren, zum Beispiel in Nordafrika, um dort ihren Asylanspruch zu prüfen. Könnte man diese Lager nicht als Assessment-Center einrichten, um die Eignung der Migranten zu prüfen? Los ginge es mit einem medizinischen Fitnesscheck, nach dem Alte und Kranke aussortiert würden. Die Übrigen müssten sich dann in verschiedenen Wettbewerben messen: Gute Zeiten beim Sprint zu Fuß und mit dem Fahrrad prädestinieren für eine Arbeitserlaubnis im Bereich der Lieferdienste. Wer Geschicklichkeit im Umgang mit Besen und Bügeleisen beweist, kann sich Chancen in der Beherbergungsbranche ausrechnen. Wem es gelingt, in einer Minute drei Windeln zu wechseln und drei Spritzen zu setzen, der ist gut genug für den Pflegedienst in Deutschland. Hochbegabte dürfen sich selbstverständlich auch im Programmieren oder Musizieren versuchen. Eine Wild Card gibt es für Fußballtalente. Die Aussicht darauf, bei nicht bestandenem Eignungstest zur weiteren Behandlung der örtlichen Foltermafia übergeben zu werden, dürfte die Motivation der Bewerberinnen und Bewerber sehr günstig beeinflussen.
Humanität und Ordnung – das sollten die Leitprinzipien der deutschen Migrationspolitik sein. Die Menschlichkeit muss gewahrt bleiben, soweit sie mit unseren nationalen Interessen in Einklang zu bringen ist. Mit den Parteien, die unsere Politik derzeit gestalten, sind wir in dieser Hinsicht auf einem sehr guten Weg.
Foto: Amac Garbe