02 August 2020
Kolumne von Ruprecht Polenz
Erinnern Sie sich noch an die Debatten über‘s Händeschütteln als unaufgebbaren Teil unserer Kultur? So schnell kann es gehen. In Coronazeiten ist Händeschütteln zu Recht verpönt. Man begrüßt sich mit Ellenbogen oder verbeugt sich asiatisch mit zusammengelegten Händen.
Wir sollten uns darauf einstellen, dass das Coronavirus unsere Kultur über den Verzicht aufs Händeschütteln hinaus verändern wird. Denn wir wissen nicht, wie lange es noch dauert, bis ein wirksamer Impfstoff gefunden wird. Ja, wir können nicht einmal sicher sein, dass es überhaupt möglich sein wird, sich gegen Corona impfen zu lassen.
In jedem Fall müssen wir noch eine ganze Weile mit dem Coronavirus leben, oder besser gesagt: Wir müssen uns noch viele Monate davor schützen, uns selbst oder andere mit dem Virus anzustecken.
Wir werden eine neue Hygienekultur leben müssen. Häufig die Hände waschen, wenn immer möglich den Mindestabstand von 1,50 m halten und vor allem: in geschlossenen Räumen außerhalb der eigenen Wohnung eine Maske tragen. Diese Schutzmaßnahmen haben wesentlich dazu beigetragen, den rasanten Anstieg der Ansteckungen im April/Mai abzubremsen.
Eine Studie hat jetzt herausgefunden, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes oder einer einfachen OP-Maske aus Papier das relative Risiko, sich zu infizieren, um etwa 80 Prozent senkt. Ist das Basisrisiko ein Prozent, reduziert sich die Gefahr, sich anzustecken, also auf 0,2 Prozent. RND
Wer in Asien unterwegs war, weiß, dass das Tragen von Masken in Japan, Südkorea oder Hong Kong ganz selbstverständlich zum Straßenbild gehört. Auch als Folge der SARS-Epidemie, die vor allem asiatische Länder betroffen hatte.
Bei uns tobt ein Glaubenskrieg um die Maske in den sozialen Medien. Ihre Gegner jammern über die Unbequemlichkeiten, als müßten sie beim Einkaufen einen mittelalterlichen Helm mit heruntergelassenem Visier tragen oder sie tun so, als handle es sich bei Corona um eine normale Grippe.
Selbst Trump hat inzwischen verstanden, dass das nicht so ist. Je eher das Tragen von Masken auch bei uns zur ganz normalen Alltagskultur gehört, desto besser.
Foto: Kai-Uwe Heinrich TSP