Unser Einsatzkonzept unterscheidet sich von unseren Missionen im Mittelmeer. Anders als vor Griechenland werden unsere Einsätze in erster Linie Suchmissionen sein, die sich als Unterstützung zu den Rettungsmissionen der spanischen Seenotrettungsorganisationen verstehen. Das Problem vor der Küste der Westsahara ist nicht, dass Menschen in Seenot von den Küstenwachen nicht gerettet werden wollen, sondern, dass sie viel zu oft nicht gefunden werden. Auf dieses Grundproblem fokussierten wir uns. Wir bildeten Teams zur Vorbereitung und Durchführung von Suchmissionen an Land und auf dem Wasser.
Wir mieteten ein Segelboot und fuhren 2 Missionen hauptsächlich zum Erkunden und Kennenlernen des neuen Suchgebiets. Der ausführliche Erfahrungsbericht aus diesen 2 Missionen, lieferten uns wichtige Erkenntnisse zur konkreten Planung unserer späteren Einsätze.
Wir kauften eine 15m lange Motoryacht für die Überwachungsaufgaben auf See, sowie einen Geländewagen für Suchmissionen inklusive Sanitätsteam an Land, um gestrandete und möglicherweise verletzte Menschen medizinisch erstversorgen zu können. Ein RHIB wird zusätzlich dazu in Küstennähe der Insel Lanzarote operieren.
Sobald wir die Motoryacht registriert und letzte Arbeiten daran erledigt haben, wird eine erfahrene freiwillige Besatzung das Gebiet um die Kanarischen Inseln befahren und beobachten, um zu verhindern, dass Boote mit Geflüchteten in Seenot geraten oder in den offenen Atlantik abtreiben. Im Gegensatz zur Griechischen Küstenwache wissen wir, dass die staatlichen spanischen Seenotrettungsorganisationen Rettungseinsätze fährt. Menschen, die in Seenot gefunden werden, werden auch gerettet. Hier gibt es (noch) kein aktives Wegsehen. Wir werden also auf keinen Fall eigenmächtig vorgehen, sondern haben die Absicht, eng mit lokalen Organisationen zusammenzuarbeiten. In einem Notfall werden wir umgehend die zuständigen Behörden, in erster Linie die Guardia Civil und den Salvamento Maritimo, über den Seenotfall informieren. Unser Schiff wird demnach als weiteres Auge zur Unterstützung der Rettungskräfte auf den Kanarischen Inseln dienen. Selbstverständlich werden wir es mit zusätzlicher lebensrettender Ausrüstung ausgestatten. Ein RHIB für den Erstkontakt und Rettungswesten werden uns bestmöglich darauf vorbereiten, bis zum Eintreffen der Behörden, Erste Hilfe auf See leisten zu können.
Inzwischen haben wir Behörden und lokale Organisationen kontaktiert und werden versuchen, mit ihnen als Partnerorganisation zusammenzuarbeiten, um gemeinsam dazu beizutragen, dass bei der gefährlichen Atlantiküberquerung nicht noch mehr Menschen ihr Leben verlieren.
Zusätzlich zu unseren Einsätzen auf See werden wir mit einer Sanitäter-Land-Crew die Küste beobachten, um zu helfen, falls Boote vor oder nahe der Küste verunfallen. Auch hier gilt das Einsatzkonzept: Erste Hilfe vor Ort und sofortige Benachrichtigung der Behörden im Falle einer Kenterung. Die Landbesatzung wird aus zwei Sanitätern/Ärzten und einem Beobachter/Spotter bestehen. Um auch das küstennahe Seegebiet abzudecken, werden wir ein RHIB mit einer professionellen RHIB-Rettungsmannschaft einrichten, die bei der Suche nach Booten in Küstennähe unterstützen, Hilfe leisten und Personal für laufende Such- und/oder Rettungsaktionen bereitstellen kann.
Fotos: Hermine Poschmann, Niklas Fischer