Armut, Kälte, Beschuss, Zerstörung, schließlich die Flucht. Das sind abstrakte Begriffe aus den Nachrichten. Für die Menschen aus den weiten Gebieten um Kherson, Mariupol, Donezk oder Luhansk ist das bittere Realität.
Sie sind geflohen nach Monaten im Keller. Haben sich nach Odesa gerettet, als Binnenvertriebene registriert. Sich mit einfachsten Unterkünften zufriedengegeben, nicht mehr als winzige Gartenlauben oft. Ein langes Arbeitsleben hinter sich, müssen sie mit ein paar Euros im Monat auskommen. Nicht einmal für Medikamente reicht dieses Geld. Zuviel zum Sterben, aber zum Leben zu wenig.
Da sind die alleinerziehenden Mütter mit schwerstbehinderten Kindern. Sie behüten sie ohne Rücksicht auf sich selbst. Da sind die Töchter, die arbeiten und ihre bettlägerige Mama tagsüber alleinlassen müssen. Sie können ihr nicht sagen, dass es kein Zurück gibt. Alles zerstört. Wie soll man leben ohne eine Zukunft, ohne das Zuhause?
Diese Menschen haben alles hinter sich gelassen. Sie mussten Söhne beerdigen, unfassbare Verluste tragen. Sie kämpfen sich von einem Tag zum nächsten. Und doch lächeln sie, wenn Vitalij und Masha kommen mit unseren Lebensmitteln. Die meisten nehmen jedes einzelne Stück in die Hand. Masha schreibt dann auf, was beim nächsten Mal gebraucht wird. Dazu gibt es oft Tee, etwas Selbstgebackenes. Immer eine Geste der Gastfreundschaft. Und immer gibt es eine Umarmung.
Wir werden euch in der nächsten Zeit einige dieser Menschen vorstellen. Wie kann ein einzelner Mensch so stark sein? Das haben wir immer gedacht, einfach immer.
Eine Frau sagte: Die Lebensmittel helfen uns so. Aber noch mehr hilft uns, dass ihr uns nicht vergesst.
Das werden wir nicht.
Foto-Header: Hermine Poschmann