In Odessa versorgen wir viele Menschen mit Lebensmitteln. Nudeln, Milch, Öl oder Butter, Buchweizen, Tee, eingelegtes Gemüse, frische Äpfel. Dazu ein Netz mit Kartoffeln, Möhren, Kohl, Zwiebeln, roter Bete und einem Tiefkühlhühnchen hier und da. Natürlich auch Waschmittel, Seife und so etwas. Lebensmittel sind für uns nicht einfach ein Sack Reis und eine Fischbüchse. Sie haben etwas mit Würde zu tun, finden wir.
Das muss natürlich alles beschafft werden. Die Sachen sind in Odesa verfügbar. Die Preise sind aber so hoch wie bei uns. Einkaufen heißt also für unser Team: Sonderangebote finden.
Dazu wird fast täglich Supermarkt um Supermarkt abgeklappert, bis alles gefunden ist.Es dauert wirklich Stunden. Irgendwann stehen wir voll bepackt zwischen den Regalen, und ohne Vorwarnung passiert das: Alles schwarz, Blackout.
Das ist Alltag inzwischen. Meistens kommt der Strom schnell über einen Generator wieder. Oft aber auch nicht. Das Erstaunliche ist: Immer bleiben alle ruhig, selbst kleine Kinder. Es wird einfach die Stirnlampe herausgeholt und abgewartet – Kunden wie Personal sind geduldig. Niemand stresst herum, niemand schimpft.
Und wenn es dann weitergeht, stehen wir mit unseren vielen Sachen da und halten den Betrieb auf. Es dauert immer ewig, bis alles gescannt ist. Aber niemand regt sich auf – im Gegenteil: Als Volunteers bekommen wir manchmal sogar noch eine Umarmung.
Oft muss dann auch die Fahrt zu unserem Lager in kompletter Dunkelheit gemacht werden. Die Stadt muss bei hohem Verbrauch die Straßenbeleuchtung ausschalten. Oft haben die Häuser auf der einen Seite noch Strom, auf der anderen nicht. Am Fußweg sieht man manchmal die Hand vor Augen nicht.
Aber die Menschen in der Ukraine lassen sich davon nicht unterkriegen, und wir auch nicht!
Foto-Header: Hermine Poschmann