So lange wie nötig? So gut wie möglich! Ein MISSION LIFELINE Report aus Odesa und Cherson
Ratschläge aus sicherer Entfernung, oft von oben herab – das kennt man in der Ukraine. Es heißt nonstop: „Strengt euch mehr an, seid uns dankbar, macht schnell Reformen!“ Wochenlang im Keller gesessen und jetzt von daheim vertrieben, was soll so ein Mensch machen? Inmitten von Minenfeldern leben, allein, alt und krank, und dann: Dankbar sein? Keine Nachricht von den Kindern haben, von der Front aus Bachmut, Kupiansk oder Cherson, und dann: Sich anstrengen?
Ein dritter Krankenwagen, Rollstühle, Verbandsmaterial Was gebraucht wird, und warum
Unsere Aufgabe ist die Rettung von Menschenleben. Vor Krieg, auf der Flucht, und in der Ukraine auch: Im Krieg. Was es bedeutet, im Krieg zu leben, das können wir nicht ermessen. Die Menschen in der Ukraine konnten das auch nicht, jetzt müssen sie es.
KEIN SPASS, ABER EINE FREUDE. Was es bedeutet, einen Krankenwagen nach Odesa zu bringen
Von Dresden in die Pfalz, nach Bayern, nach Niedersachsen, hier in der Region – viele Kilometer werden gefahren, schon bevor alles da ist. Es sieht alles so leicht aus auf einem Insta-Post. Aber das ist es nicht.
Viele helfen uns dabei, vor allem unser Medics-Team. Firmen helfen, besser: Menschen in diesen Firmen, die Geräte bereitstellen. Das Krankenhaus in Dresden hilft, das immer wieder Material für uns sammelt.
Ankommen bei Freunden. Wie es ist, in unserem Odesa-Hub zu wohnen
Müde, schmutzig, hungrig, ohne zu wissen, was als Nächstes passieren wird. So kommt man in unserem Hub an, der nicht für uns Deutsche bestimmt ist. So kommen nach 3 Tagen aber auch wir an.
Nicht alle Zimmer sind belegt, also können wir in Betten schlafen, die sonst von Geflüchteten aus Cherson oder der Ostukraine bewohnt werden.
Pakete packen – ohne Schleifen. Überlebenshilfe für 95 Familien wird vorbereitet
Was wir hier in fast 200 Beutel stecken, jeweils einer für Hygiene und einer für Lebensmittel, ist Überlebenshilfe und Luxus zugleich – wenn Waschmittel, Tampons, ein bisschen Tee und Kaffee Luxus sind. Wir verpacken Buchweizen, Salz, Zucker und Nudeln, aber auch Ketchup und Mayonnaise, auch haltbare Wurst und einen Sack Kartoffeln.
Next Stop Cherson. Der Krankenwagen wird übergeben
Cherson, 245 Jahre alte Hafenstadt am Schwarzen Meer, hatte vor der russischen Invasion fast 290.000 Einwohner, heute ist nur noch jeder Sechste geblieben. Seit die Stadt am 11. November 2022 befreit wurde, ist ständiger Beschuss vom noch russischen besetzten linken Dnipro-Ufer schlimmer Alltag. Die Geschosse fliegen wahllos, sie sollen zerstören und zermürben. Kliniken, Wohnhäuser, Sozialzentren und Supermärkte – den Russen ist es ganz egal, wer dort stirbt.
Nach Besatzung und Flut. Kleine Dörfer halten durch, und wir helfen dabei
Es könnte so ein Idyll sein. Felder und Flüsse rechts und links, kleine Seen, sanfte Hügel, Bauernhäuschen. Fasane flitzen über die Straße, sorglos. Aber die Felder sind vermint, die Straßen voller tiefer Panzer-Rillen, die Seen gab es erst, nachdem die Russen den Kakhovka-Damm gesprengt haben. Die Zäune der Bauernhäuser zeigen schorfige Löcher, wo Schrapnelle einschlugen, und schwarze Ränder, wo das Wasser stand.
Alte Leutchen? Kämpfer*innen! Vertrieben, geflüchtet, nicht gebrochen
Der Bahnhof war völlig überfüllt, Chaos und Geschrei. Angst. Die Menschen schafften es irgendwie in Züge, ob mit Ticket oder ohne. Im Zug dann: Verdunkelte Scheiben, ein Sandwich von ein paar Volunteers, Eine Fahrt irgendwohin. Die Fahrt führte von Charkiw nach Odesa. Die uns diese Geschichte erzählt, ist Ingenieurin.
WAS BLEIBT? WAS KOMMT! Wie wir weitermachen, wie ihr helfen könnt
Wir sind schon längst wieder zuhause, da fahren Mascha, Vitalii, Maxym und Natalja wieder los, diesmal in ein Dorf nahe Beryslaw, nur ein paar Meter von der Front entfernt. Wieder liegen lange Tage hinter ihnen. Sie kaufen ein, sie packen und sie planen. Und 3 Uhr morgens geht es los. Sie werden 5 Stunden fahren, sie werden die Transporter entfernt und getrennt parken, sie werden schnell verteilen und wieder fahren.