Max Aschenbach wurde 1985 in Erfurt geboren, kam 2006 zum Studium der Bildenden Kunst (Dipl.) nach Dresden und besetzt seit 2019 erfolgreich einen Stuhl im Dresdner Stadtrat für die Partei Die PARTEI. Seither „wird dieser Mann mehr und mehr zum Problem für Stadt und Stadtrat“ (Peter Krüger, CDU-Fraktionsvorsitzender).

ENTSCHULDIGUNG
oder
Warum man rassistische Arschlöcher nicht rassistische Arschlöcher nennt

Am 26.11. wurde im Dresdner Stadtrat zum zweiten Mal der Antrag, Dresden zum sicheren Hafen zu machen, abgelehnt und das, so muss ich unweigerlich zugeben, ist einzig und allein meine Schuld. Dafür muss ich mich natürlich entschuldigen.

Hätte ich die rechten Freien Wähler nicht rassistische Arschlöcher genannt, dann hätte ihre Fraktion dem Antrag zugestimmt. So begründete die Ablehnung zumindest ihr Fraktionsvorsitzender Jens Genschmar. Genschmar, fraglos einer der possierlichsten aber auch einfältigsten Stadträte und kaum in der Lage einen richtigen Satz zu bilden. Einer, der sich einst mit seinen AfDer-Freunden so köstlich amüsierte, als er erheitert, während ich meinen USB-Stick reinsteckte, mutmaßte, wie klein mein Penis sei – wegen „reinstecken“ – Hihi. Hätte ich nicht so unhöflich ihre Befindlichkeiten verletzt, dann hätte die PEGIDA-nahe Susanne Dagen nicht dagegen gestimmt, denn sie liest natürlich nicht nur mit rechten Menschen, sondern auch Menschenrechte. Der schmierige Rechtspopulist und passionierte Rechten-Rechtsbeistand IM Hannig hätte rührend Art. 98 des Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen zitiert und womöglich noch die leicht verständliche Erläuterung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags bemüht: „Nach Art. 98 SRÜ hat jeder Kapitän die Pflicht, Schiffbrüchigen in Seenot Hilfe zu leisten. Es gibt mithin keine Unterschiede zwischen der Seenotrettung durch private oder staatliche Schiffe.“.

Hätte ich den höchstanständigen cDU-Fraktionsvorsitzenden Peter Krüger nicht rassistisches Arschloch genannt, dann hätte er nicht Ordnungsmaßnahmen gegen mich verlangt und selbstverständlich auch dem „Sicherer Hafen“- Antrag zugestimmt. Hätte ich ihn nicht rassistisches Arschloch genannt, und nicht mit dieser Beleidigung absichtlich seinen sozialen Geltungsanspruch verletzt, und hätte ich mir nur das probate Mittel um das Publikum von der Nichtachtungswürdigkeit des politischen Gegners zu überzeugen, nicht erlaubt, dann wären wir jetzt noch dicke Freunde. Denn eigentlich lief es bisher ziemlich gut. Meine erste Begegnung mit Peter, seines Zeichens überzeugter Halbnazi und nicht ganz so überzeugt von der Existenz des Klimawandels, hatte ich bei der cDU-Wahlparty 2014, als er und seine Freunde unser PARTEI-Glückwunsch-Kommando unter „Arschlöcher“ und „Abschaum“-Rufen höflichst baten, zu gehen. Den ersten physischen Kontakt genoss ich zur Einbringung des „Nazinotstands“ im Ausschuss: Er fing an dazwischen zu pöbeln und an meinem Stuhl zu rütteln, während ich zu reden begann und begleitete meinen Beitrag begeistert mit zärtlichen Tritten gegen mein Sitzmöbel. Seither hatten wir liebevolle Kommunikation auf Twitter und Facebook. Peter ist dort viel lockerer und teilt seine politischen Ansichten (rechts) ganz unverstellt. Aber all das ist nun vorbei. Alles dahin mit uns, weil ich ihn rassistisches Arschloch nannte.

Hätte ich die cDU-Fraktion nicht rassistische Arschlöcher genannt, dann hätten sie vielleicht die über 700 anderen Wörter erreicht, mit denen ich die menschenverachtende EU-Migrationspolitik – inklusive 40.000 Toten, Internierungslagern und Menschenrechtsverletzungen – beschrieb. Niemand kann von verantwortungsbewussten Politikern verlangen, ihre Entscheidungen nicht daran auszurichten, was irgendein bedeutungsloser Tüp von einer unseriösen Kleinstpartei sagt. Auch Christdemokraten haben Befindlichkeiten, die wichtig sind. Viel wichtiger als ein paar Menschenleben. Hätte ich es mir nur verkniffen, die rassistischen Arschlöcher, die schon in der Vorberatung im Ausschuss den Antrag kommentarlos ablehnten, rassistische Arschlöcher zu nennen. Hätte ich nicht rassistische Arschlöcher gesagt, dann hätte niemand ein Wort über die mangelnde Zuständigkeit der Kommune verloren, denn jedem wäre klar gewesen, dass die Stimme zu erheben, der erste, einfachste und legitimste politische Akt ist und gerade in einer Demokratie „Stimme“ nicht nur ein Kreuzchen auf einem Zettel meint. Jedem wäre die Bedeutung von Symbolen in der Politik bewusst gewesen und keiner wäre auf die bescheuerte Idee gekommen „Symbolpolitik“ als Ablehnungsgrund anzuführen. Hätte ich die rassistischen Arschlöcher nur nicht rassistische Arschlöcher genannt, dann hätte Dr. Hans-Werner Brauns niemals gewagt die Ablehnung mit dem Warten auf die Europäische Einigung zu begründen. Er hätte zornig gefragt: „Ähm … Thomas de …ähm… Maizière war mehr als nur …ähm… zynisch, als er 2016 sagte …ähm.. „Auch wenn wir jetzt einige Wochen ein paar harte Bilder aushalten müssen, unser Ansatz ist richtig“ …ähm… Davon möchte ich …ähm… mich distanzieren, das gibt nicht die …ähm… Position der CDU …ähm… Dresden wieder. Pfui, Thomas, Pfui!“ Und dann wäre die ganze cDU-Fraktion in Tränen ausgebrochen und hätte am Rednerpult um Verzeihung für die jahrzehntelange* cDU-Politik des Wegguckens, Abschottens, Abschiebens und Sterbenlassens gebeten. Sich selbst geißelnd, „Mea Culpa“ weinend und Besserung gelobend, wäre die cDU-Fraktion durch den Stadtrat gekrochen und hätte, ob der Missetaten wieder jeden Humanismus, zornig ihre Hand gegen ihre Landes- und Bundespolitiker erhoben. Seehofer-Bilder wären verbrannt worden. „Scheuer muss weg!“-Rufe erschallt. Viele Tausend Euro wären an Mission-Lifeline geflossen. Panisch wären Migranten – oder irgendwelche Menschen die halt irgendwie so aussehen – kontaktiert worden, um all das Unrecht an ihnen wieder gut zu machen. Ja, es wäre auch von Liebe die Rede gewesen und ein bisschen sexuell geworden. Es wäre ein schaurig schönes Fest der erwachten Empathie und des aufrichtigen Bedauerns geworden. Ein Funke, der dem Palaver von christlicher Nächstenliebe endlich einen Sinn gegeben und die verdorrten schwarzen Herzen entzündet hätte. Ein Funke, der weit über Dresden hinaus, auf die ganze Sächsische Union übergesprungen wäre und einen Brand entfacht hätte, der selbst die skrupellose Bundesregierung entflammt hätte! Was sage ich, die ganze Europäische Union wäre durch die gleißende Hitze dieser Humanität von jeglicher Unmenschlichkeit gereinigt worden! Einmal in Fahrt, hätte sich die cDU gleich noch von ihrem Kapitalfetisch losgesagt, den Armen gegeben und natürlich auch binnen weniger Jahre in einem schier selbstlosen Akt der Selbstaufopferung die Klimakatastrophe abgewendet.

Die FDP hätte zwar nicht so richtig verstanden was los ist, aber ganz alleine mit der AfD wäre es ihr doch zu unangenehm geworden und sie hätten sich sicher mit einen Autokorso nach Berlin beteiligt und für jede der 40.000 Leichen einmal gehupt oder so. Wen interessiert’s?

Aber leider nannte ich die rassistischen Arschlöcher rassistische Arschlöcher und beraubte uns so dieses glorreichen Spektakels, dieser besseren Welt. Nur dadurch, dass ich die rassistischen Arschlöcher rassistische Arschlöcher nannte, wurden sie ja erst zu rassistischen Arschlöchern. Dafür entschuldige ich mich. Ich entschuldige mich, denn bei aller Empörung über das unerträgliche menschliche Leid, welches Deutschland und Europa da zulassen und verursachen, darf man doch eines nicht vergessen: Es geht immer um Menschen. Anständige, konservative und weiße Menschen.


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