10. September 2021
Nachdem wir am frühesten Morgen einen kleinen Haken in Richtung Land geschlagen hatten, um in Mobilfunkreichweite unsere Wettervorhersage zu aktualisieren und diese für gut befanden, sind wir mittlerweile parallel zur portugiesischen Küste in Richtung Gibraltar unterwegs.
Bei weniger Seegang zur Freude aller und insbesondere derer von Paul.
Er ist der Smut, also Koch, auf dieser Fahrt und war die letzten Tage sehr gefordert, in der kleinen Küche für die Teile der Besatzung, die sich an feste Nahrung wagen wollten, Mahlzeiten zuzubereiten.
Das ist gar nicht so einfach, wenn Töpfe oder deren Inhalt dauernd abhauen wollen, er selbst den Horizont nicht sehen kann und es in kürzester Zeit durch die Abwärme des Herdes in der kleinen Kombüse glühend heiß wird.
Eigentlich ist er zweiter Kameraassistent und wirkt bei Filmproduktionen mit.
Durch einen Freund kam er zu ,,Mission Lifeline‘‘, kochte dort während der Vorbereitung des Schiffes auf den Einsatz für die freiwilligen Helfer und sagte sofort zu, als ihm angeboten wurde, die Überfahrt zu begleiten.
Vor der Abfahrt stand er in der Verantwortung, die Nahrungsmittelkalkulation für die achtköpfige Besatzung zu erstellen, einzukaufen und am Ende in jedem Winkel des Schiffes nach Aufbewahrungsmöglichkeiten zu fahnden, stets unterstützt von dem Rest des Teams.
Spätestens seit dem Auslaufen trägt er eine große Verantwortung für das Arbeitsklima an Bord.
Denn wenn man weder Internet, noch Fernsehen, noch sonstige Ablenkungen findet, man beim Blick nach draußen tagelang nur Wasser sieht und jeder Tag in der gleichen Routine verläuft, bietet der Speiseplan den gewichtigsten Abwechslungspunkt.
Gerade als ich diesen Text hier schreibe, kommt Paul mit einem frischen veganen Flammkuchen auf Brücke eingebogen und ich fühle zum ersten Mal seit Guernsey wieder richtig Appetit.
Ein schönes Gefühl…
Fotos: Leon Salner