Asuka Kähler ist 17 Jahre alt, Schüler, und macht dieses Jahr sein Abitur. Er wohnt in Frankfurt am Main und ist dort seit Mitte Mai 2019 aktiv bei Fridays for Future. Bundesweit aktiv ist er seit relativ genau einem Jahr.

„Die Klimafrage ist eine Systemfrage“

Die Klimafrage muss immer eine Systemfrage sein. Daran führt kein Weg vorbei. All das Gerede von grünem Kapitalismus, von green new deals die alles retten sollen, ist nichts als Unsinn oder im besten Fall die Erzählung einer technokratischen Utopie auf welche wir nicht hoffen dürfen. 
Ein kapitalistisches Wirtschaftssystem ist nicht vereinbar mit einer Welt in welcher die Klimakrise effizient und effektiv bekämpft werden soll. Dieses System, welches nach unendlichem Wachstum und immerwährender Profitmaximierung strebt, ist maßgeblich verantwortlich für die immer drängender werdende Klimakrise. Viele der weltweiten Emissionen ergeben sich aus dem durch die Konkurrenz des Marktes erzwungene Effizienzsteigerung, welche zur Nutzung fossiler Energiequellen führt, da die Wirtschaft auf diese ausgerichtet ist und die Umstellung auf ökologische Produktionsweisen aus wirtschaftlicher Perspektive, zumindest kurzfristig, nicht effizient ist. Und auch der durch die Profitgenerierung erzwungene Konsum ist für eine unfassbare Müllproduktion und Umweltverschmutzung verantwortlich. 
Aber würde sich das nicht durch einen „grünen“ Kapitalismus lösen lassen? Nein. Denn die eben genannten Fundamente des Kapitalismus – unendliches Wachstum und Profitmaximierung – stehen in einen unvereinbaren Konflikt mit „grün“. Unendliches Wachstum ist auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen nicht möglich und führt zwangsläufig zur Ausbeutung von eben jenen. Und Profitmaximierung geht nur durch effiziente Produktion und den Verkauf möglichst vieler Waren und Dienstleistungen. Und die Schaffung eines völligen Überflusses kann nicht ökologisch stattfinden. Natürlich gibt es noch weit mehr Gründe die gegen den Kapitalismus sprechen, beispielsweise die Ausbeutung und Vernichtung unzähliger Menschen oder die unfassbar ungerechte Verteilung von materiellem Wohlstand. Auch diese Themen müssen im Kampf für Klimagerechtigkeit mitgedacht werden.

Zurück zum ökologischen Aspekt: Dieser alleine ist Grund genug dem Kapitalismus dem Rücken kehren. Wir müssen den Übergang in eine Postwachstumsgesellschaft schaffen und zwar schnell. Und das wird nicht nur eine Umstellung der Wirtschaft bedeuten, sondern viele Bereiche des alltäglichen Lebens verändern. Die Abwendung von Wachstum als Grundwert unserer Gesellschaft wird dazu führen, dass der Profitgedanke schwinden muss. Wohnraum oder medizinische Hilfe dürfen nicht als Ziel haben Profit zu generieren, sondern müssen für alle zugänglich sein. Das bedeutet aber natürlich auch, dass die Art wie wir zusammenleben sich verändern muss und auch von staatlicher Seite müssen sich Sozialsysteme massiv verändern. 
Und zusätzlich zu strukturellen Änderungen muss auch in der Gesellschaft ein Umdenken stattfinden. Unsere bisher gekannten Wert- und Zielvorstellungen müssen hinterfragt werden. Unsere Leben sind auf Arbeit und das Verdienen von Geld ausgerichtet aber muss das sein? Sollte nicht eher Zeit dafür aufgewandt werden sich den Künsten und Tätigkeiten widmen die einem Freude bescheren? Wie priorisieren wir in unseren Leben, wenn wir nicht mehr dazu gezwungen sind immer mehr Wohlstand zu akkumulieren?
Das sind nur Beispiele, unkonkrete Ansätze und Gedanken zu Dingen die sich in einer Postwachstumsgesellschaft im Vergleich zum heutigen System ändern müssten. Natürlich würde eine solche Transformation nahezu alle Bereiche unseres Lebens betreffen, nicht nur in den genannten.
Doch für weitere und detailliertere Ausführungen ist dies nicht das richtige Medium. Ideen und Möglichkeiten gibt es viele. Wir müssen anfangen sie zu sehen und für ihre Umsetzung kämpfen. 
Wir sind gezwungen eine neue Zukunft zu schaffen – weg von allem was wir als Normalität kennengelernt haben. 

Dies sind Perspektiven und Ideen die auch in Zukunft wahrscheinlich essentiell für Bewegungen wie Fridays for Future sein werden, und auch bei großen Protesten wie jetzt am 25.09. mitgedacht werden müssen. Lasst uns aufhören uns an das bisherige zu klammern, und uns eine neue Zukunft erschaffen, weg von unseren alten Vorstellungen!

Foto: Asuka Kähler


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