Die erste Nacht in Odesa ist vorbei. Zwei Überraschungen: Wir haben geschlafen wie die Murmeltiere, nur Hermine musste mit ihrem umfunktionierten Sofa kämpfen. Die zweite: Es gibt richtig guten Kaffee. Odesa ist die richtige Stadt für Kaffeesachsen wie uns.
Wir müssen jetzt, so schnell es geht, unsere Sachen weitergeben. Besonders die Generatoren, aber auch das medizinische Material werden dringend gebraucht. Vlad aus Kyiv hat sich auf den Weg nach Odesa gemacht. Er wird viele der Güter abholen. Ein Teil geht in ein Waisenhaus im Nordosten von Kyiv. Den Kindern wurden ihre Angehörigen in diesem Krieg genommen. Der zweite Teil geht in Dörfer nahe Bachmut.
Vlad kommt am späten Vormittag an. Kaum haben wir uns getroffen – Luftalarm. Es geht also erstmal in den zum Bunker umgebauten Keller. Der Krieg ist auf einmal ganz nah.
Zum Glück kann es nach kurzer Zeit weitergehen. Zusammen mit Vlad und seinem Kollegen sichten wir alles. Sobald die Generatoren ausgeladen sind, bleiben Passanten stehen. Verpackungsmaterial aus Pappe wird sofort von Menschen eingesammelt. Brennmaterial ist wertvoll, es ist nasskalt. Und schon ist der Krieg wieder präsent, und auch die große Armut.
Wir packen dann Vlads Auto, mit Generatoren, medizinischem Material, Thermoskannen, den Pullovern, Powerbanks und Taschenlampen. Sein Kollege zeigt uns Aufnahmen aus Bachmut. Zerstörung und Inferno. Und dazwischen Menschen, die immer noch dort leben. Volunteers und Soldaten verteilen Hilfsgüter in der Stadt. Die Aufnahmen sind gespenstisch.
Allen, die zu unserem Transport beigetragen haben, danken wir von Herzen! Eure Hilfe kommt an – dank Menschen wie Vlad. Sie scheuen keine Gefahr, um Menschen zu helfen. Alle hier tun das, auf die eine oder andere Weise.
Foto-Header: Hermine Poschmann