Am 10.06.2018 traf unsere Crew auf der LIFELINE in Malta ein und begann mit den Vorbereitungen für unsere sechste Mission. Erste Rettungs- & Notfalltrainings wurden durchgeführt, das Team wurde gebrieft und die LIFELINE mit allem Notwendigem ausgestattet.
Am 13.06. verließ die LIFELINE den Hafen von Malta. Bereits drei Tage später hatte die Crew Ihren ersten Einsatz. Sie unterstützte das Containerschiff „Viking Amber“ bei der Bergung von 113 in Seenot geratenen Menschen. Unter den Geretteten befanden sich vierzehn Frauen und vier Kinder.
Am Morgen des 20.6. entdeckte die Crew ein beschädigtes Schlauchboot, welches auf dem offenem Meer trieb. Was mit den Menschen passiert war, die sich auf dem Boot befanden, konnten wir bis heute nicht klären.
In der Nacht zum 21.06. bemerkte der wachhabende Offizier gegen 3 Uhr Auffälligkeiten auf dem Radar. Daraufhin machten wir uns auf den Weg und trafen in der Morgendämmerung auf ein völlig überfülltes Schlauchboot. Sofort wurden die Rettungsboote ins Wasser gelassen und die Bergung begann.
Nachdem alle Menschen von dem seeuntauglichen Boot gerettet wurden, begann unmittelbar die Rettung aller Schiffbrüchigen eines zweiten Bootes in der Nähe. Die Suche nach dem dritten Schlauchboot, welches auf dem Radar angezeigt worden war, mussten wir abbrechen, da die libysche Küstenwache auf die LIFELINE zusteuerte. Der Versuch der Milizen, an der LIFELINE anzudocken, wurde verhindert.
Stattdessen wurde dem Kapitän und einem Offizier die Erlaubnis erteilt, unser Schiff unbewaffnet zu betreten. Sie forderten die Herausgabe der 235 Geretteten. Claus-Peter Reisch verweigerte dies aufgrund geltender rechtlicher Bestimmungen.
Der Bitte um Unterstützung bei der Suche nach dem letzten Schlauchboot kam die libysche Küstenwache nicht nach. Stattdessen erhielten wir die Anweisung, weiter in Richtung Norden zu fahren. Zwangsweise musste dem Folge geleistet werden. Das Schicksal der Menschen auf dem dritten Schlauchboot blieb unklar. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 235 gerettete Menschen an Bord der LIFELINE, für die wir Nahrung und medizinische Erstversorgung bereitstellten.In der Nacht vom 21.06. zum 22.06. unterstützte die Crew das Containerschiff „Alexander Maerks“ bei der Rettung von 110 Menschen.Am 24.06. erreichte die LIFELINE die 24-Meilen-Zone von Malta, welche sie jedoch nicht passieren durfte.
Am darauffolgenden Tag verschlechterte sich der Gesundheitszustand eines Gastes so sehr, dass dieser dringend intensive medizinische Versorgung benötigte. In der Nacht zum 26.06.2018 wurde er mit einen SRR Boot der Maltesischen Küstenwache evakuiert. Am 27.06. durfte die LIFELINE nach sechstägiger Odysee auf dem Mittelmeer in den Hafen von Malta einlaufen. Nach Einlaufen des Schiffes wurden die Geretteten von den Behörden übernommen. Kapitän Claus-Peter Reisch wurde auf das maltesische Polizeirevier zitiert, welches er aber am selben Tag wieder verlassen durfte. Danach folgte die Anklage mit dem Vorwurf der falschen Registrierung des Schiffes. Seither ist die LIFELINE im Hafen von Malta beschlagnahmt und darf diesen nicht verlassen.
Fotos: Hermine Poschmann