Menschenleben retten in Moria

Menschenleben retten in Moria

Zurück in der Schule Tolou, ganz am Rand des Dschungels, waren wir bei einem Erste-Hilfe-Kurs dabei. Es war der erste, der in dieser Schule stattfand. Soweit wir wissen, ist das ein bisher einzigartiges Projekt, denn die Teilnehmer*innen sollen befähigt werden, ihr Wissen nach dem Kurs weiterzugeben. Dafür hat Khaled, der eigentlich Englischlehrer ist, Namen und Herkunftsländer der Kursteilnehmer:innen notiert. So weiß die Schule, welche Communities erreicht werden können – ganz nach dem Prinzip des Each-One-Teach-One. Der Kurs wird von einem Arzt geleitet und durch freiwillige Helfer*innen übersetzt.

Gekommen sind viele Menschen: Aus Kamerun, der Demokratischen Republik Kongo, Somalia, Afghanistan, Libyen und Syrien. Obwohl das kleine Klassenzimmer aus allen Nähten zu platzen drohte und aufgrund der vielen Sprachen geduldig auf eine Übersetzung in die jeweils eigene Landessprache gewartet werden musste, verlor niemand das Interesse.

Der Grund dafür liegt ganz klar auf der Hand: Die Gesundheitsversorgung im Elendslager Moria ist katastrophal. Schlechte Hygienebedingungen führen zu vielen Krankheiten. Die Überbevölkerung erzeugt ein Klima der Unsicherheit und Aggression, was regelmäßig zu Kämpfen und Angriffen führt. Die unzureichende Gesundheitsversorgung ist trotz der Bemühungen der verschiedenen medizinischen Organisationen vor Ort ein großes Problem. Nachts, wenn es weniger Sicherheit gibt, ist kein medizinisches Personal vor Ort. Oft brauchen die Krankenwagen sehr lange, um an den Einsatzort zu kommen. Wenn der Einsatzort dann noch mitten im Dschungel liegt, dauert es noch länger.

Genau diese Lücke, nämlich die Zeit zwischen einem Verletzungsvorfall und dem Eintreffen professioneller Rettungskräfte, füllt der Workshop. Er soll die Menschen im Lager befähigen, erste Hilfe zu leisten, bis professionelle Hilfe vor Ort ist. Wie verhalte ich mich im Falle von Blutungen, Kreislaufzusammenbrüchen durch niedrigen Blutdruck, Ohnmacht, Atembeschwerden, Hundebissen und vielem mehr? Es verwundert also nicht, dass sich die Bewohner:innen selbst helfen wollen und dieses Angebot so zahlreich nutzen. Viele der Teilnehmer:innen machten auch selbst Videoaufnahmen und Fotos, um das Gelernte später weitergeben zu können. Die Kurse sollen nun in regelmäßigen Abständen wiederholt werden.

Credit: Tessa Kraan, jan Theurich

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