22. Dezember 2023
Von Dresden in die Pfalz, nach Bayern, nach Niedersachsen, hier in der Region – viele Kilometer werden gefahren, schon bevor alles da ist. Es sieht alles so leicht aus auf einem Insta-Post. Aber das ist es nicht.
Viele helfen uns dabei, vor allem unser Medics-Team. Firmen helfen, besser: Menschen in diesen Firmen, die Geräte bereitstellen. Das Krankenhaus in Dresden hilft, das immer wieder Material für uns sammelt. Die Dame hilft, die uns einen Rollstuhl vorbeibringt: „Er hat meiner Mutter geholfen, jetzt hilft er der Ukraine.“
Gefühlte drei Festmeter Papierkram später geht es Anfang Dezember endlich los. Tage zuvor hat der schlimmste Schneesturm seit Jahren die Odesa-Region getroffen. Von Dresden bis Moldau nur Schneetreiben, Matsch und natürlich Dunkelheit.
Aber die Fahrt läuft gut. In Rumänien sind plötzlich frühlingshafte 14°. Wir fahren durch die Karpaten und beschließen, Moldau zu meiden. Die Prozeduren an der Grenze dort sind einfach nur ärgerlich lang. Der Plan ist also die Fähre bei Iasecca/Orliwka, Tag zwei 18 Uhr sind wir da: Grenze zu, Fähre kaputt, unerwartete Übernachtung im Niemandsland. FCK!
Aber am nächsten Morgen, 05.00 Uhr früh, da klappt es dann. Man sieht das ukrainische Ufer, man weiß nicht, was kommen wird. Im Morgengrauen auf dieser Fähre zu stehen, die Kräne des Donauhafens bei Reni zu sehen, die unfassbar verbeulten Reste von getroffenen Containern und LkWs, das trifft ins Innerste. Ganz tief. Du kannst nichts machen, nicht ausweichen. Du musst es sehen: Das sind nicht die Nachrichten, es ist da.
12 Stunden später schließen wir Maksym, Natalja und Mascha in Odesa in die Arme. Der Moment, auf den uns alle so sehr gefreut haben. Und, ganz selten: Kein Luftalarm in dieser ersten Nacht.
Foto: Johannes Räbel