Deutsche Regierung findet keinen Weg, afghanische Ortskräfte zu evakuieren

Deutsche Regierung findet keinen Weg, afghanische Ortskräfte zu evakuieren

10. Oktober 2021

Deutsche Regierung findet keinen Weg, afghanische Ortskräfte zu evakuieren

Direkt nachdem die Militärevakuierungen am 31. August 2021 beendet wurden, begannen zivile Evakuierungen aus den beiden afghanischen Großstädten Kabul und Mazar-e-Sharif. Tausende Menschen konnten durch Charterflüge aus dem Land gebracht werden. Welchen Anteil hatte Deutschland – das nach den USA am stärksten in Afghanistan involviert gewesene Land – an diesem Prozess?

Die von Deutschen offiziellen Stellen herausgegebenen Zahlen deuten darauf hin, dass nur einer kleiner Bruchteil der Menschen, denen Rettung versprochen worden ist, im vergangenen Monat und nach dem Ende der Militäraktionen im August, tatsächlich evakuiert wurden. Dabei ist nicht zu vergessen, dass diese Menschen nicht durch Charterflüge gerettet wurden, sondern die gefährliche Landroute nach Pakistan nehmen mussten und erst von dort nach Deutschland gebracht wurden. Deutsche Behörden geben an, dass sie noch immer keinen Weg gefunden haben, Ortskräfte direkt aus Afghanistan zu evakuieren und verhandeln mit der Taliban. Diese Verhandlungen dauern bereits länger als einen Monat an und es gibt keine Zeitangabe darüber, wieviel länger der Prozess noch dauern soll. Gleichzeitig fliehen Ortskräfte, die aufgrund ihres Hintergrunds Angst haben und darum bemüht sind, die Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken, zur Zeit von Ort zu Ort und sind in einigen Fällen gezwungen, ihr Hab und Gut zu verkaufen, um über ausreichend Geld für Nahrung, Unterkunft und Medizin verfügen zu können.

Auf der Suche nach anderen Möglichkeiten, Menschen zu ermöglichen, Afghanistan zu verlassen, stießen wir auf private Firmen, Dienstleister und Netzwerke, bestehend aus Veteran*innen, die Ortskräfte direkt aus Afghanistan heraus evakuieren – und erfuhren, dass die USA diese Möglichkeit schon seit über einem Monat nutzen. Es folgen die Online-Adressen einiger Organisationen, die angeben, dass sie derzeit zivile Evakuierungen aus Afghanistan anbieten:

  1. https://www.titan-airways.com/commercial/services/passenger-charter/
  2. https://www.weareiowa.com/amp/article/news/national/military-news/what-is-task-force-argo-zach-nunn-rescue-afghanistan-united-states-military/524-830da067-a703-458c-bffe-ac96ec721453
  3. https://en.m.wikipedia.org/wiki/Task_Force_Pineapple
  4. https://www.politico.com/amp/news/2021/09/09/white-house-afghanistan-evacuation-partnership-510815


Verschiedene Medien, darunter auch Reuters, haben bereits über die Aktivitäten dieser Organisationen berichtet: https://www.reuters.com/world/asia-pacific/private-groups-aiding-thousands-afghanistan-worry-about-dwindling-funds-2021-09-30/
Wir haben auch herausgefunden, dass nicht nur die USA, sondern darüber hinaus auch weitere Länder wie Kanada Evakuierungen aus Mazar-e-Sharif, Afghanistan durchführen. In dem folgenden Facebook-Post hat eine Frau „Goodbye Afghanistan. Hello Canada.“ – „Auf Wiedersehen, Afghanistan. Hallo Kanada“ gepostet, auf dem Bild sieht man sie auf ein ziviles Flugzeug zugehen. https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=293009199317473&id=100058251858986
„Es gibt wöchentliche Evakuierungsflüge vom Flughafen in Mazar aus. Tausende Menschen wurden auf diese Weise bereits aus dem Land gebracht. Ich weiß nicht, warum Deutschland nichts tut, um zu helfen“, sagte uns ein Mitarbeiter eines privaten Unternehmens am Flughafen Mazar-e-Sharif.

Eine weitere Quelle innerhalb des Flughafens beschrieb anonym das Vorgehen der US-amerikanischen Evakuierungen und gab an, dass die Listen der Ortskräfte durch wichtige US-amerikanische Regierungsorganisationen vorbereitet würden. Im Anschluss würden sie an die Task Forces und die entsprechenden Dienstleiter zur Abwicklung weitergegeben.

Diese Angaben decken sich mit der Situation, wie wir sie sowohl in den Medien als auch vor Ort, vorgefunden. Es scheint, dass es Möglichkeiten der Evakuierung gibt, sollte die Deutsche Regierung politisch gewillt sein, den eigenen ehemaligen Ortskräften zu helfen. Abwarten wird die Situation für Tausende Menschen, die sich zurzeit verstecken, verschlimmern und sie zunehmend größeren Gefahren aussetzen. Die Taliban hat bereits begonnen, Tür-zu-Tür-Durchsuchungen vorzunehmen, Zielpersonen auszumachen und sogar Familienangehörige von Menschen zu foltern, die in der Vergangenheit für ausländische Kräfte in Afghanistan tätig waren. Deutschland muss jetzt reagieren, wenn es sein Versprechen, die eigenen Ortskräfte zu schützen, halten will. Andere Länder sind in der gleichen Lage.

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