Schönwetterfahrt

11. September 2021

Ich hatte vor Jahren bei der Marine mal einen Lehrgang in Meteorologie.

Der Ausbilder dort, mit jahrelanger Erfahrung in Vorhersagen beim Deutschen Wetterdienst, gab uns am letzten Tag noch mit auf den Weg: ,,Wenn Sie sich unsicher sind, wie das Wetter sich entwickeln wird und jemand fragt Sie nach der Vorhersage, dann sagen Sie immer, daß es schlecht wird. In dem Falle, daß das Wetter dann doch gut wird freut sich jeder, daß Sie unrecht hatten, und wenn nicht, dann haten Sie recht. Wenn Sie jedoch sagen, es würde gut und dann regnet es, dann kriegen Sie ganz viele Anrufe von erbosten Leuten, die enttäuscht sind.‘‘

Vielleicht war der Meteorologe der letzten Vorhersage auch ein Schüler meines Ausbilders, die geschilderte Wetterverschlechterung blieb den ganzen Tag aus und wir freuen uns alle über einen großartigen Tag mit blauem Himmel, angenehmen Temperaturen und wenig Schiffsbewegung vor der portugiesischen Küste.

Nebenbei sichteten wir Delfine und einen Wal.

Die Chance für Clara, das RHIB, also das kleine Schnellboot auf dem Achterdeck, zu überholen.

Clara ist auf dieser Fahrt die verantwortliche Fahrerin des Beibootes und würde in einem Einsatz die Schiffbrüchigen von ihren Booten evakuieren, Rettungsmittel transportieren, Leute im Wasser einsammeln und Vorrichtungen zur Stabilisierung des Flüchtlingsbootes zu diesem schleppen, wenn es zu kentern droht.

Außerdem ist die Studentin der Geografie für die Wartung des Motors und des Schiffskörpers verantwortlich.

Teils filigrane Aufgaben, die nicht zu viel Schiffsbewegung des Mutterschiffes erfordern.

Feine Arbeiten sind kein Problem für sie, vor ihrem Studium hatte sie Geigenbauerin gelernt.

Und so war sie als Handwerkerin auch in der Werft und bei den Vorbereitungen des Schiffes auf seinen ersten Einsatz engagiert.

Grundsätzlich habe sie sich die Frage gestellt, was sie tun könne, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken und dies sei ihre Antwort, sagt sie.

Das Beiboot ist in Ordnung, wir werden es beim nächsten Anlegen in einem Hafen aussetzen, um uns bei Manövern auf engstem Raum den richtigen Schubs zur richtigen Zeit in die richtige Richtung geben zu lassen.

Bis dahin dauert es jedoch noch ein wenig und wir hoffen, daß uns das gute Wetter noch mindestens so lange erhalten bleibt, bis wir links ins Mittelmeer abbiegen müssen, wo der Meteorologe von vorneherein zuversichtlich war, was die Bedingungen angeht.

Ich hoffe, er behält recht.

Fotos: Leon Salner

Hilf uns, dem Sterben auf dem Mittelmeer etwas entgegenzusetzen.
Für ein neues Schiff, um Leben zu retten!

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